Obwohl Sergiu Celibidache zeit seines Lebens die üblichen Formen der Dokumentation mied, aus innerer Überzeugung heraus so gut wie keine Schallplatten aufnahm und auch selten Interviews gab, existiert eine geradezu unüberschaubare Menge von Material, das seine Karriere praktisch von den ersten Anfängen an begleitet.

Es beginnt mit Tonbändern aus den vierziger Jahren in Berlin, auf denen er das Orchester der Musikhochschule dirigiert. In späteren Jahren wurde seine Arbeit mit den verschiedenen Rundfunkorchestern dokumentiert. In den Archiven der Sendeanstalten ­ aber auch in den zahlreichen privaten Quellen ­ lagern weit über tausend Tondokumente, die Interviews, Seminare, Probenarbeit und Konzerte für die Nachwelt erhalten. Es gibt darüber hinaus eine Vielzahl von Fotos und gefilmter Proben, Konzerte und privater Diskussionen zu entdecken.

Unschätzbar ist auch Wert und Umfang des persönlichen Nachlasses, in dem sich nicht nur Schriften, Notizen und Essays zur musikalischen Phänomenologie befinden, sondern vor allem auch seine Kompositionen, die der Öffentlichkeit fast vollständig unbekannt sind.

Neben diesem vielfältigen Medienmaterial sowie dem Nachlaß in Form von Texten und Kompositionen, gilt es für das Archivzentrum der Sergiu Celibidache Stiftung aber auch die nicht-materiellen Quellen zu erschließen, also die lebendigen Erinnerungen der Menschen, vor allem natürlich der Musiker, die Maestro Celibidache erlebt haben und noch direkt über ihn Zeugnis ablegen können.

Eine wichtige und naheliegende Aufgabe des Archivzentrums wird dabei zunächst die Sicherung des Vorhandenen sein. Sei es im Sinne von Interviews mit interessanten Zeitzeugen oder von Übertragung des unterschiedlichen Quellenmaterials auf zukunftssichere digitale Speichermedien.

Die Arbeit des Archivzentrums zielt letztendlich aber auf die Zugänglichmachung der gesammelten Daten. Dies meint nicht nur die Publikation oder das Erstellen einer möglichst lückenlosen Chronologie des künstlerischen und pädagogischen Lebenswerkes Celibidaches. Musiker und Wissenschaftler, Interessierte und Studierende, sollen international die Möglichkeit zur Dateneinsicht erhalten. Zu diesem Zweck wird angestrebt, alle Dokumente zu digitalisieren und ein Netzwerk von Zentren ­ zunächst in München, Paris, Bukarest, Tokio, Bologna und Rom ­ zu schaffen.

Innerhalb dieses Netzwerks soll unter Wahrung der jeweiligen Rechte der digitale Austausch sämtlicher Dokumente des Archivs möglich sein und sinnvollerweise den Interessierten zuerst in jenen Ländern zur Verfügung stehen, in denen Celibidache im Laufe seiner Karriere gewirkt hat.

Aufgabe der Stiftung ist zudem, im Sinne einer Urtextedition Kompositionen, Schriften, Seminarmitschriften sowie Ton- und Bilddokumente zu veröffentlichen und die entsprechenden Rechte zu wahren.